Wer Ohren hat zum Hören... zurück | Klangküche | Hauptseite

Wie so vieles, nehmen wir unser Gehör als Selbstverständlichkeit hin, ohne viel darüber nachzudenken. Dabei sollte man sich einmal etwas Zeit nehmen, um sich ein wenig mit diesem Wunderwerk der Natur zu beschäftigen. Wer seine Ohren bisweilen in die Körperhygiene mit einbezieht, sollte schon einmal die Gelegenheit gehabt haben, sich über die seltsame Form derselben zu wundern. Warum sind die Teile wohl so verwinkelt, dass man den Dreck so umständlich herausbekommt, und wozu sind die Watscherln eigentlich überhaupt da? Halter für die Brille ?!?

Nun, in der Natur gibt es nichts ohne Sinn (das haben erst die Menschen erfunden...), und so erfüllen auch alle Teile des Ohres einen eigenen Zweck. Wie aus dem Biologieunterricht vielleicht noch bekannt ist, besteht das Gehör-System aus dem äußeren, mittleren und inneren Ohr.

Das äußere Ohr besteht aus Ohrmuschel (1) und Gehörgang (2). Das Trommelfell (9) trennt das äußere vom mittleren Ohr. Das Mittelohr umfasst die Paukenhöhle (8) mit den Gehörknöchelchen (3) Hammer, Amboss und Steigbügel. Die Bogengänge (4) (hier sitzt das Gleichgewichtsorgan, deshalb wird es einem manchmal so schnell schwindelig, wenn man z.B. die Preise für manche Dinge hört...), und die Gehörschnecke (5) zählen zum Innenohr. (6) ist der Gehörnerv. Die Ohrtrompete (7) schliesslich, stellt die Verbindung zur Nasenhöhle her. Sie dient dem Druckausgleich zwischen dem mittleren und dem äußeren Ohr. Wie wichtig die Ohrtrompete ist, merkt man erst, wenn sie z.B. durch eine Erkältung zugeschwollen und damit verstopft ist. Dann nämlich hat man ein Taubheitsgefühl auf den Ohren und im Extremfall starke Ohrenschmerzen oder ein geplatztes Trommelfell.

Wie funktioniert nun dieser komplizierte Apparat?
Der Schall kommt in die Ohrmuschel (1) hinein und gelangt durch den Gehörgang (2) an das Trommelfell (9). Dieses wandelt die Luftdruckschwingungen in mechanische Schwingungen um, die über die Gehörknöchelchen und das ovale Fenster zur Gehörschnecke (5) übertragen werden. Ab hier wird es feucht. Die Gehörschnecke ist mit einer Flüssigkeit gefüllt. An den Innenwänden der Schnecke sitzen sehr viele kleine Flimmerhäärchen, die durch die Schwingungen der Flüssigkeit bewegt werden. Die Haarwurzeln wandeln schliesslich die Schwingungen in elektrische Impulse um, die über den Hörnerv (6) zum Gehirn übertragen werden. Die Schnecke ist in verschiedene Zonen aufgeteilt, von denen jede für eine andere Frequenz zuständig ist. Falls nun aufgrund einer Verspannung o.ä. die Durchblutung der Schnecke und damit der Haarwurzeln gestört ist, stellen diese vorübergehend ihre Tätigkeit ein. Man merkt das daran, dass man plötzlich ein Pfeifen im Ohr hat. Dieses Pfeifen repräsentiert die Frequenz der durch die Durchblutungsstörung ausgefallenen Häärchen. Abhilfe: Mit dem Kopf grosse kreisende Bewegungen von Schulter zu Schulter durchführen. Das Pfeifen verschwindet alsbald. Falls die Funktion der Häärchen durch Krankheit, Hörsturz etc. dauerhaft geschädigt ist, hört das Pfeifen nie mehr auf. Das ist die berüchtigte Tinnitus-Krankheit.

Frequenzumfang und Hörempfindlichkeit

Der gesunde Mensch hört Töne im Bereich 16....20 000 Hertz (Schwingungen pro Sekunde) Die obere Grenze nimmt mit zunehmendem Alter ab. Die Hörempfindlichkeit ist stark frequenzabhängig, und ist am grössten im Bereich zwischen 3000 und 4000 Hertz. Auch dieses ist weise von der Natur bedacht, denn das ist die Tonhöhe, in der Säuglinge sich bemerkbar machen, wenn ihnen ernsthaft etwas fehlt. Das Schaubild zeigt die Hörfläche mit den Linien gleicher Lautstärkeempfindung. Die unterste Kurve stellt die Hörschwelle, die oberste die Schmerzschwelle dar. Die normalen Hörereignisse spielen sich dazwischen ab, unterhalb hört man nichts, oberhalb wird es sehr ungesund.

Räumliches Hören

Der Mensch an sich hört, so wie viele Tiere, von Natur aus räumlich, es sei denn, sein Gehörsinn ist beschädigt worden oder ganz verlorengegangen. In der Horizontalen beträgt das räumliche Auflösungsvermögen ca. 3 Winkelgrade. Das bedeutet, dass man auf 10 Meter Entfernung die Position zweier voneinander nur 50 cm entfernter Schallquellen eindeutig unterscheiden kann. Oder man stelle sich in einen Kreis von 120 Personen. Die Position jeder Person ist eindeutig durch das Gehör identifizierbar. Eine bemerkenswerte Leistung, meine ich.

Es wird nicht nur unterschieden, ob der Schall mehr von rechts oder links kommt, sondern auch vorne und hinten, sogar oben und unten! Wie kommt es zu dieser phantastischen Fähigkeit? Wie eingangs schon erwähnt, haben Ohren eine ganz verzwickte Form. Schallereignisse, die eher von vorne oder von der Seite kommen, gelangen relativ direkt in den Gehörgang, während Schall aus anderen Richtungen erst mehr oder weniger lang um die Ohrmuschel herumlaufen muss. Dadurch wird er geringfügig verzögert, gedämpft und in den verschiedenen Knorpel-Reliefs reflektiert - also klanglich etwas verändert. Dazu kommt durch das Vorhandensein zweier Ohren die stereophone Hörfähigkeit. Ein z.B. von rechts kommendes Schallereignis trifft um Sekundenbruchteile schneller auf das rechte als auf das linke Ohr. Das Gehirn errechnet aus diesen Laufzeitunterschieden sowie aus den Klangveränderungen und Reflektionen die genaue Position der Schallquelle. Erstaunlicherweise können ältere Menschen weiterhin räumlich hören, auch wenn der Frequenzumfang ihres Hörvermögens nachlässt. Offenbar kann das Gehör trotzdem die Laufzeitunterschiede mit ausreichender Genauigkeit darstellen.

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